Bei strahlendem Sonnenschein trafen sich 5 Männlein und 3 Weiblein zur Abfahrt in das Tannheimer Tal, um dort einen Grundkurs Alpinklettern zu absolvieren.
1. Tag (Aufstieg: 908Hm, Abstieg 410Hm)
Da wir das Wochenende auf dem Gimpelhaus verbringen wollten, ließen wir alles Hütten-Equipment mit der Seilbahn hochbringen und machten uns nur mit den Kletterrucksäcken an den Aufstieg zum Gimpelhaus. Die Entscheidung unsere “Hardware” selbst raufzutragen war sehr vorausschauend, da wir vor unserem Gepäck auf der Hütte ankamen und somit nicht warten mußten.
Weiter ging es zu den 7 Zwergen, ein paar kleinere Felsbrocken zwischen Gimpel und Kellenspitze, überhalb der Tannheimer Hütte. Dort schlugen wir bei bestem Wetter unser kleines Ausbildungscamp auf und widmeten uns zunächst der Theorie: Reihenschaltung, Kräftedreieck, Klemmkeiltechnik, Bandschlingen und Würgeknoten waren u.a. Themen – auch weshalb man sich lieber einen Camelott als Freund zulegen sollte, statt eines simplen Friends, wurde erörtert.
Nachdem jeder unserer 7 Zwerge unter der Anleitung von Schneewittchen jeweils einen Standplatz mit Bohrhaken und Schlingen-/Klemmgeräten gebaut hatte und wir die wichtigsten Seilkommandos wiederholt hatten, gingen wir noch an einem der Zwerge-Felsen klettern und machten Routen im Bereich III bis -IV. So circa 3-4 Routen später, ging es zurück auf’s Gimpelhaus wo wir unser Abendessen genossen
2. Tag (Aufstieg: 249Hm, Abstieg: 249Hm) “Hüttengrat” (5 SL, IV+, 125m, 100 Hm, eingebohrt)
Nach ausgiebigem Frühstück ging es zur praxisgerechten Umsetzung unseres erlernten/wiederholten Wissens. Einen kurzen Anstieg später, erreichten wir den Hüttengrat zum Hochwiesler, eine relativ einfache Kletterei und sehr gut mit Haken abgesichert.
In 3 Seilschaften (eine mit Seilweiche) ging es dann hintereinander Richtung Gipfel. Da der offizielle Ausstieg bereits vorher ist, mußten wir noch 2 Seillängen dranhängen, was bei einem einser Gehgelände jedoch kein Problem darstellte, zudem sich sogar noch 3 Haken auf den letzten zwei Seillängen fanden.
Gegen Mittag erreichte auch die letzte Seilschaft den Gipfel, wo der Rest schon vesperte und die Kletterschuhe gegen die Bergschuhe eingetauscht hatte. Leider blieb ein Gipfelblick verwehrt, da es zwischenzeitlich nicht nur zugezogen hatte, sondern auch zu regnen begann. Hier machte sich das Komplettgepäck bewehrt und man konnte sich in wärmere und regenfestere Kleidung zwängen.
Nun hieß es Abseilen im Regen – Welch Spaß! Die Abseilpiste kam keine 3 Meter vom Routeneinstieg wieder an und von dort ging es dann zurück zum Gimpelhaus, wo unser “7. Zwerg”, welcher verletzungsbedingt leider nur am Theorieteil teilnehmen konnte, uns mit Duschmarken überraschte.
Da es den ganzen Nachmittag weiterhin regnete, legten wir frisch geduscht und trockengelegt auf unserem Lager, was wir glücklicherweise für uns alleine hatten, eine weitere Theorielektion ein – mit Praxis soweit wie möglich. Hierbei wurden Balken und Kleiderhaken als Fixpunkte für Stände zweckentfremdet.
3. Tag (Aufstieg: 570Hm, Abstieg 1068Hm) “Westgrat” (8 SL, III/A1, 170Hm, eingebohrt)
Keiner hätte es gedacht nachdem es die ganze Nacht durchgeregnet hatte: Das Wetter überraschte uns mit strahlendem Sonnenschein und somit bereute der Rest der Gruppe es nicht eine weitere Nacht angehängt zu haben und nicht, wie eine unsere Teilnehmerinnen, am Vortag noch einen vorzeitigen Regenabstieg gemacht zu haben.
Heute ging es Richtung Gimpel. Allerdings wurde das Wetter mit jedem Meter Richtung Gimpel immer ungemütlicher und unsere Schönwetter-Euphorie nahm rapide ab. Unsere ursprünglich geplante Tour, einer Rinne entlang, ließen wir fallen, um bei Regen nicht mitten im Bach zu klettern und gingen stattdessen den leichteren Westgrat an.
Wetterbedingt zogen wir diesmal bereits am Einstieg die warmen Sachen und Regenklamotten präventiv an und machten uns an die Hakensuche. Ein Manko des Alpinkletterns ist eindeutig die schlechte Kennzeichnung von Haken. Ein Farbklecks könnte Wunder wirken.
Nach der 3. Seillänge standen wir vor einer 2m Stufe und die Farbe am Fels signalisierte eine besondere Bedeutung. “Nur Mut Johann” war dort in roten Lettern geschrieben. Unser Führer erklärte uns nun die Bedeutung der A-Skala. Die Stelle war III/A1 – Technische Hilfsmittel, wie Steigschlinge also erlaubt.
Kaum hatte wir diese Passage gemeistert, schien das Wetter uns dafür zu belohnen. So schnell, wie es zugezogen war, brach die Sonne wieder hervor und taute uns auf. Somit wurden die restlichen Seillängen zum Genuß und wir kamen letztlich noch ins Schwitzen. Wir waren alle froh, als wir gegen Mittag den Gipfel erreichten und uns aus den warmen Regenklamotten schälen konnten.
Nach ausgiebiger Gipfelrast ging es zu Fuß dann den Normalweg hinab zur Tannheimer Hütte, wo wir uns eigentlich schon auf Rharbarberkuchen gefreut hatten, nachdem wir eine der Wirtinnen am Vortag damit hochlaufen sahen. Leider waren wir einen Tag zu früh dran, aber auch so blieb uns die Wahl zwischen drei verschiedenen hausgebackenen Kuchensorten.
Nach dieser kleinen Rast auf der Sonnenterasse ging es an den Abstieg über Gimpelhaus hinab zum Parkplatz.
Fazit: Wir haben aus diesem Wochenende das Beste gemacht – trotz kleiner Regeneskapaden und hatten eine sehr stimmige, jung, dynamische Gruppe.