Die Wettervoraussage versprach eine sonnig warme Hochtour mit Weitsicht. So fuhren wir am Sonntagmorgen in Richtung Neukirchen am Großvenediger los. Schon die Fahrt über den Gerlospass mit den gewaltigen Krimmler Wasserfällen war beeindruckend.
Vom Parkplatz Hopffeldboden fuhren wir mit einem Shuttlebus ca. 11 km das weite Obersulzbachtal hinauf. Von hier aus stiegen wir gemütlich in knapp 2 Stunden zur Kürsinger Hütte. Diese liegt wie ein Adlerhorst auf einen riesigen Felseck, hoch über einem Gletschersee. Wir haben einen atemberaubenden Rundblick über die noch vorhandene Gletscherwelt rund um den Großvenediger. Sehr beeindruckend steht der Hohe Geiger wie eine Pyramide direkt vor uns.
Nach einer Erfrischung und einer kräftigen Kasknödelsuppe machten wir hinter der Hütte die ersten Gletscherspaltenübungen.
Die Wettervorhersage war für beide Tage hervorragend. Wir entschieden uns am Montag eine Akklimatisationstour auf den Keeskogel 3291 m zu machen. In gut zwei Stunden hatten wir den Gipfel erreicht. Der Ausblick von hier oben auf die Berg- und Gletscherwelt war hier noch viel imposanter. Eine gute Stunde verbrachten wir deshalb allein auf dem Gipfel.
Zurück auf der Hütte machten wir uns ein zweites Mal an die Gletscherspaltenübung.
Das Essen, die Bewirtung und der Service auf der Kürsinger Hütte waren hervorragend.
Beim Abendessen stieg dann auch schon die Spannung bei unseren Neueinsteigern. Immerhin sollte die nächste Tour bis über 3600 m gehen und der Anblick vom Keeskogel auf den gewaltigen Obersulzbachkees, den wir überwinden mussten, tat sein übriges.
04.15 Wecken, Frühstück und dann gingen wir gut vorbereitet in der Morgendämmerung los. Oberhalb der großen Seitenmoräne stiegen wir ca. eine Stunde bis zum Einstieg auf den Gletscher. Wir haben uns in zwei Dreierseilschaften eingebunden. Am Anfang überwanden wir
Blankeis mit den ersten Tiefblicken in die dunkle Spaltenwelt. Balderreichten wir den Firnschnee, der später in Sulzschnee überging. Ohne große Gespräche marschierten wir in Reih und Glied (anders geht‘s nicht am Seil) den mächtigen Gletscher hoch. Immer wieder mussten wir Spalten überqueren, teils mit Schneeauflage teils ohne. Meist fanden wir einen sicheren Weg um die Spalten zu meiden. Nach dem Anstieg eines kurzen 30° Grad Steilhanges standen wir auf der 3413m hohen Venedigerscharte.
Über den mäßig steilen Osthang erreichten wir dann die letzte Herausforderung, den Firngrat zum Gipfel. Auch dieser stellte mit Blick zum nahen Gipfelkreuz kein Hindernis mehr dar und so erreichten wir nach genau 4.30 Std. den 3667 m hohen Großvenediger, der fast alle seine Nachbargipfel um 200-300 m überragt. Ein ortskundiger Bergführer erzählte uns, dass er noch nie bei so einem grandiosen Wetter hier am Gipfel stand. Die Sicht war unglaublich, leider kannten wir von der Bergwelt um uns nur den Großglockner im Osten. Wir genossen die kurze Zeit am Gipfel bevor es wieder zurück ging. Uns stand ja noch die Heimfahrt nach Isny bevor.
Fazit: Ein rundum hervorragendes Bergabenteuer zur „weltalten Majestät“ dem vierthöchsten Berg Österreichs, das in dauerhafter Erinnerung bleiben wird.
Irene Schauer
Günther Scholze