Tödi – 14./15.08.2004

UmzugshelferKategorie Vergessen

Tourenleitung: Hans-Jörg Hübner

Ganz schön heikel

Dass der Tödi als Sommertour nicht ganz einfach ist, dürfte allgemein bekannt sein. Durch das Abschmelzen der Gletscher haben sich dich Probleme deutlich verschärft, wie es sich im Verlauf der Tour herausstellte.

Sieben Mitglieder der Sektion Isny starteten am Samstag, 14.08., zu dieser Tour. Als großer Vorteil erwies sich, dass diese entweder selbst Tourenführer bzw. erfahrene Alpinisten waren. Die Fahrt verlief ruhig und am frühen Nachmittag starteten wir von Tierfed bei Linthal aus (805 HM), um den Hüttenanstieg zu bewältigen. Immer wieder wurde der Aufstieg von Nieselregen und tief hängenden Wolken begleitet – kaum zu glauben, dass nach der Wettervorhersage der folgende Tag schön sein sollte. Bei Hinter Sand (1300HM) teilt sich der Weg. Wir nahmen unwissend den längeren Aufstieg in Kauf – schließlich wollten wir ja unsere Form testen.

Aber die gemütliche Hütte (2111HM) und die freundliche Hüttenwirtin entschädigten uns für die zusätzlichen Höhenmeter. Die Nacht war kurz und schon um 3 Uhr wurden wir geweckt und der kurze Schlaf, den schon mein Nachbar durch sein Schnarchen etwas zu beeinträchtigen suchte, war vorbei. Das Frühstück war der frühen Stunde angemessen und um 4 Uhr starteten wir im Schein unserer Stirnlampen, die Grünhornhütte (2448 HM) sollte unser erstes Ziel sein.

Von dieser unbewirtschafteten ersten Hütte des SAC führten Drahtseile steil zum Bifertenfirn hinunter. Hier mussten wir uns anseilen und bildeten eine 3-er und eine 4-er Seilschaft. Der apere Gletscher bot keine Schwierigkeiten und in der Morgendämmerung näherten wir uns der “Schneerus” – eine Felsschlucht, die an den Brüchen vorbei zu den oberen Terrassen des Gletschers führt. Der Übergang in den Fels – eine kleine Mutprobe – erforderte einen “Liegestützsprung”. Der Fels erwies sich als etwas brüchig, aber noch gut begehbar. Von der “Gelben Wand” führt der Fels steil hinunter zum Gletscher. Allerdings war dieser in den letzten Jahren immer tiefer abgeschmolzen, so dass komplizierte Abseilmanöver notwendig werden. Wir entschieden uns, die “Schneerus” weiter aufzusteigen – was laut SAC-Führer gut möglich ist. Aber statt einer schneegefüllten Rinne kämpften wir uns durch extrem brüchiges Gestein nach oben, immer wieder unterbrochen vom Steinschlag. Schließlich traf es einen Teilnehmer der Gruppe und nur durch den Helm konnte Schlimmeres verhindert werden. Dieser wurde glatt gespalten und auch im Gesicht waren Spuren zu erkennen. Nachdem alles verpflastert war, konnten wir den Weg fortsetzen.

Weiter oben führt der Gletscher relativ unproblematisch, aber steil zum Gipfel (3614 HM). Hier war Kondition angesagt. Alle Teilnehmer schlugen sich hier wacker und wir konnten die grandiose Aussicht bis zum Montblanc über dem Wolkenmeer genießen. Allerdings stand uns ein ebenso komplizierter Abstieg bevor, der entsprechende Absicherungen und Umsicht verlangte. Ohne Pausen gelangten wir wieder zur Hütte, nicht ohne dazwischen eine erfrischende Abseilstelle durch einen Wasserfall hinter uns zu bringen, verdächtige Schneebrücken zu überwinden und der Mittagshitze zu trotzen. Der Weg ins Tal zog sich wie üblich in die Länge und nach über 15 Stunden und 3000 HM Abstieg konnten sich alle Teilnehmer zu dieser großartigen Leistung beglückwünschen – sicher für alle eine denkwürdige Tour.

Hans-Jörg Hübner