Skitour Silvretta – 14./15. 02.2004

UmzugshelferSkitouren

Tourenleitung: Hans-Jörg Hübner

8 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Sektion Isny mussten sich zunächst mit den Widrigkeiten des Verkehrs auf der Rheintalautobahn und ins Montafon auseinander setzen. Bis Partnenen wurde es dann zunehmend ruhiger. Die Skifahrer waren in den Skigebieten und zur Bieler Höhe verirrten sich nur wenige Tagesgäste und einige Tourengeher.

Die neue Vermuntbahn brachte uns rasch nach oben, ehe eine erste Mutprobe folgte. Die Fahrer der Kleinbusse jagten durch die Tunnels und hinauf zum ersehnten Ausgangspunkt, als würden sie ein privates Rennen veranstalten.

Oben am Silvretta- Stausee empfing uns strahlender Sonnenschein, Ruhe und ein erlesenes Panorama. Nach einer kurzen Stärkung starteten wir zu unserer Tagestour gegen 12.30 Uhr. Zunächst leicht bergab und anschließend über Stufen ins Bieltal konnte frau/man sich an den schweren Rucksack und die Höhenluft gewöhnen. Unser Ziel war die Mittlere Getschnerspitze im Verbindungsgrat zwischen Jamtal und Bieltal, immerhin 1000 HM Aufstieg als Eingehtour.

Schöne Hänge und gleichmäßige Steigungen führten uns vorbei am Henne Kopf. Die prekäre Lawinenlage hatte sich rechtzeitig etwas entspannt und der pulvrige Neuschnee verhieß beste Abfahrtsbedingungen. Wir konnten eine Anstiegsspur von einer Gruppe vor uns benutzen, die schließlich nicht die Getschnerspitze, sondern den Steilhang der Madlener Spitze (2969) ansteuerte. In zahlreichen Spitzkehren ging es den steilen Schattenhang nach oben und in der Scharte am Gipfel konnte man die letzten Strahlen der Sonne genießen, die sich zunehmend hinter das Hohe Rad zurückzog, bis alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Ziel waren. Die Kälte in knapp 3000m Höhe machte sich bemerkbar und wir stürzten uns bald in die unglaublichen, beinahe unverfahrenen Pulverschneehänge. Der Gegenanstieg zurück zu Bieler Höhe (2036) machte nochmals ein Anfellen notwendig. Das kurze Stück zum neu erbauten Madlener Haus (1986) war indes nur noch eine Kürübung.

Das Haus ist inzwischen modern, praktisch und bequem eingerichtet, zumeist 4-Bett-Zimmer mit bequemen Betten und ausreichendem Stauraum für das Gepäck. Das Abendessen mit Salatbuffet brachte alle wieder zu Kräften, bis alle schließlich zu unterschiedlichen Zeiten ins Bett fielen und man/frau hoffte, die Zimmergenossen würden nicht allzu sehr schnarchen.

Spätestens beim Frühstück – reichhaltiges Buffet mit Müsli etc. – stiegen Spannung und Vorfreude auf die große Tour.

Wir schafften es tatsächlich gegen 7.45 Uhr (15.02.) zu starten und konnten uns bald bei erneut besten Bedingungen auf dem Silvrettastausee einlaufen. Wir waren die einzige Gruppe, die zunächst den Weg ins Klostertal einschlug. Von weiter oben konnten wir später noch die Unsitte beobachten, wie sich eine Gruppe von einem Motorschlitten über den See ziehen ließ – ein weiterer Kommentar erübrigt sich wohl.

Zunächst steigt das Klostertal nur sanft an und man/frau muss zuerst die horizontale Entfernung überwinden, bis es richtig zur Sache geht. Hier zeigt sich bald, ob die Füße blasenfrei bleiben oder die Schuhe doch nicht ganz so gut wie im Laden passen.

Die Sonne zeigte sich an den höheren Berggipfel und produzierte faszinierende Schattenspiele. In Höhe der Klostertaler Hütte (2366) wird das Gelände steiler und wir wählten den direkten Anstieg auf den Gletscher. Der Steilhang am Gletscherbruch und die anschließenden Hänge wurden von uns mit einer neuen Ideallinie gespurt. Schließlich trafen wir in dem Gletscherbecken zwischen Rotfluh (3166) und Schneeglocke (3223) auf eine Spur, die uns zum üblichen Skidepot (ca. 3120) führte. Einige Teilnehmer packten noch den etwas unangenehmen Gipfelhang an, der stellenweise nur mit Steigeisen oder Improvisation zu überwinden war. Nach 4 Stunden standen wir ganz oben mit einer atemberaubenden Fernsicht vom Ortler (Osten) über die Bernina (Süden) bis zum Tödi (Westen).

Die Abfahrt ins Klostertal war wohl kaum noch zu überbieten – weicher, tiefer Pulverschnee und steile, direkte Hänge. Selbst als erfahrener Tourengeher kann man sich an nur wenige Touren erinnern, die derart vollkommen von den Bedingungen her waren.

Unten im Klostertal auf ca. 2300m Höhe mussten die Felle wieder ausgepackt werden und der zunächst steile und nicht immer sicher begehbare Aufstieg durchs Verhupftäli brachte uns weitere Höhenmeter. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigten außerordentliche Qualitäten und kämpften sich wiederum bis zum Litzner Sattel (2737) hoch. Auch hier konnten wir teilweise eine schöne neue Spur in die Hänge zeichnen. Eine weitere endlose Abfahrt stand uns bevor (1000 HM), die uns zum Vermuntstausee brachte. Dort erwischten wir um 16 Uhr den letzten Bus und wiederum nach einer Höllenfahrt durch die Tunnels brachte uns die Seilbahn zurück nach Partenen. Man könnte jetzt noch weitere Superlative hinzufügen, aber die Bilder sollen auch noch sprechen. Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern möchte ich noch für ihren Einsatz (1700 HM im Aufstieg und 1800 HM Abfahrt) und die Harmonie in der Gruppe danken und weitere schöne Touren wünschen.

Hans-Jörg Hübner